978-3-942810-41-8

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160 S. m. 28 überw. farbigen Abb., 13 x 20 cm, Broschur

ISBN 978-3-942810-41-8

16,00 € [D]

 
Holger Kuhn

Die Heilige Sippe und die Mediengeschichte des Triptychons

Familie und Bildrhetorik in Quentin Massys’ Annenaltar

imorde.instants
Band 2
Herausgegeben von Edition Imorde
Sofort lieferbar. Erschienen April 2018

Quentin Massys’ Annenaltar von 1509 wirkt so traditionell wie ehrwürdig. Eingebettet in die Feier der Nachkommenschaft der heiligen Anna sind aber zwei Neuerungen, die auf sozial- und medienhistorische Verwerfungen um 1500 verweisen: die Emergenz der Kernfamilie und eine rhetorisch versierte Kulturtechnik des Sehens. Die Studie nähert sich Massys’ erstem großen Auftragswerk in einer detaillierten Analyse und macht es zum Ausgangspunkt familien- und medienhistorischer Untersuchungen.

Ausgehend von der paradoxen Konstellation, dass das Motiv der Heiligen Sippe in einer Zeit besonders beliebt wird, in der die Bedeutung der Kleinfamilie zunimmt, fragt Holger Kuhn nach veränderten Familienmodellen, der Umwandlung von Vater- und Mutterrollen sowie nach dem Zusammenhang von sexueller Reproduktion und monetärer Liquidität. Zudem stellt die Studie den Übergang vom Triptychon zum Tafelbild in ein neues Licht. Dabei wird ein Bogen zwischen jüngeren Forschungen zur Mediengeschichte klappbarer Bildträger und zur neuzeitlichen Bildrhetorik gespannt. Denn Massys erprobt im Medium des Triptychons eine Kulturtechnik des Sehens, die die mechanische Beweglichkeit der Bildfelder durch die des Blickes ergänzt. Die bildrhetorischen Wendungen der Antwerpener Malerei nach 1500 werden lesbar als Symptome verabschiedeter medialer Konfigurationen.

Der Autor:
Postdoc im DFG-Graduiertenkolleg „Kulturen der Kritik“ an der Leuphana Universität Lüneburg. Dissertation zu Kaufmannsbildern des 16. Jahrhunderts. Weitere Forschungs- und Interessengebiete: Moderne und zeitgenössische Kunst, Foto- und Medientheorie, Bildrhetorik, Comic, Kunstkritik.


Schlagworte
Bildrhetorik, Altniederländische Malerei, Quentin Massys, Triptychon, Familie, Heilige Sippe, Antwerpen, Heilige Anna, 16. Jahrhundert, Erasmus von Rotterdam

Holger Kuhn eröffnet am Beispiel des St.-Annen-Triptychons und durch die vielseitige methodische Betrachtung den Blick auf neue Zusammenhänge zwischen Inhalt und Form, künstlerischer Produktion, Auftraggeberschaft und gesellschaftlichen Entwicklungen. Die besondere Qualität der Publikation liegt in der detaillierten und eingehenden Betrachtung eines Einzelwerkes, das aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird und den Leser einlädt, durch einen geschärften Blick neue Ideen am Bild zu entwickeln und zu entdecken. Formal und inhaltlich bietet die vorgestellte Publikation als intensives „close reading“ eine wertvolle Ergänzung zu etwaigen Überblickswerken. Das Buch stellt damit einen ebenso erfrischenden wie relevanten Beitrag zur Forschung dar. Das handliche Format und die anschaulichen Faltblätter regen dabei sehr zu einer (im besten Sinne) kurzweiligen und dennoch tiefgehenden Lektüre an.
[Kathrin Borgers in: ArtHist.net, 06.02.2020. Letzter Zugriff 12.02.2020.]  

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe


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