Große Titelansicht | Presse-Infos Format: PDF ISBN 978-3-496-03057-7 E-Book. Auch als Printausgabe erhältlich (ISBN 978-3-496-01678-6) 35,00 € [D] |
JOH SARRE |
Zugehörigkeit und Heimat in Kenia
Some call it slum, we call it home! Das Ringen um Anerkennung der Nubi in Kibera, Nairobi
Sofort lieferbar. Erschienen Mai 2022
„Some call it slum, we call it home!” sagen die Nubi über ihre Heimat Kibera, Nairobis größtem Slum, in dem etwa 250.000 Menschen auf engstem Raum zusammenleben. In ihrer dichten Ethnographie zeigt Joh Sarre deren raumbezogene, praktische Aushandlungen um Zugehörigkeit, Heimat und Anerkennung auf.
Kibera, im Südwesten Nairobis gelegen, gilt als einer der größten Slums in Afrika. Hier leben ca. 250.000 Menschen auf engstem Raum. Basierend auf eigenen Forschungen untersucht Joh Sarre die Formen des Zusammenlebens einer Minderheit, der Nubi, die Kibera seit Generationen als ihre angestammte Heimat begreifen. Aus der Analyse nubischer Ortsnamen, Hochzeitsfeiern und Praktiken rund um den einzigen muslimischen Friedhof Kiberas entsteht eine dichte Ethnographie der (räumlichen) Zugehörigkeit.
In einer Zeit, in der Debatten um »Heimat« und »Zugehörigkeit« erneut mit besonderer Schärfe geführt werden, öffnet sich hier unser Blick auf die Beziehungen von Menschen zu Orten und das Verständnis von Ethnizität, Erinnerungspolitiken und Zugehörigkeit.
Joh Sarre studierte Ethnologie, Entwicklungssoziologie und Afrikawissenschaften in Bayreuth und Leiden. Zu den beruflichen Stationen zählen die FU Berlin, die Stiftung Wissenschaft & Politik und die Universität Bayreuth, wo Joh 2021 promoviert wurde.
Schlagwörter
Zugehörigkeit, Belonging, Heimat, Kibera, Nairobi, Kenia, Slum, Ortsnamen, Hochzeit, Prozessionen, Begräbnisse, Identität, Citizenship, politische Anthropologie
Entsprechend der wissenschaftlichen Leistung im Allgemeinen und der konsequent kritischen Haltung, der klaren Sprache, sowie dem hohen Maß an Sensibilität, mit der Joh Sarre den Wanubi von Kibra begegnet, im Speziellen, muss nach etwaigen Defiziten, Ungereimtheiten oder gar Fehlern mit der Lupe gesucht werden. (…) Von dieser kaum erwähnenswerten Kleinigkeit abgesehen, hat Sarre eine kritische, nuancierte und detaillierte Ethnografie verfasst, die vor allem aufgrund der klaren und Jargon-reduzierten Sprache ein breites Publikum ansprechen kann. Als jemand, der selbst zu urbanen und sozial-räumlichen Themen arbeitet, war ich vielleicht am meisten davon beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit sich Sarre einer räumlichen Perspektive bedient, ohne einer Übertheoretisierung derselben anheimzufallen. Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen Zugehörigkeit, Raum und Identität insbesondere in einer so dynamischen und konfliktreichen historischen Konstellation wie jener der Nubi von Kibra hier derart eindrücklich dargestellt, dass Empirie und Theorie beinahe natürlich ineinanderfließen.
[Carl-Philipp Bodenstein, Anthropos]
Sarres Studie überzeugt durch ihre empirische Vielschichtigkeit und Differenziertheit. Die Ethnographie zeichnet aus unterschiedlichen Perspektiven und anhand dichter empirischer Materialien die Verwobenheit individueller, kollektiver und politischer Zugehörigkeiten nach, wobei die tiefe Teilhabe am Leben vor Ort die Grundlage bildet, um Debatten rund um Landrechte und damit verknüpfte Staatsbürgerschaftsrechte zu erschließen. Die Analyse verweigert sich konsequent aller primordialen Zuschreibungen und arbeitet detailreich Prozesse der In- und Exklusion heraus. Durch die über mehrere Jahre verteilte Forschung wird Kibera als Ort schneller Veränderungen sichtbar, an dem sich individuelles Navigieren schwieriger Lebensbedingungen und politische (Miss-)Erfolge gleichermaßen artikulieren. Im Ergebnis kann Sarre auf überzeugende Weise die aktuelle Realisierung der lange Jahrzehnte hergestellten Verknüpfung von Territorialansprüchen als Grundlage sozialer wie politischer Zugehörigkeiten aufzeigen. (...) Am Ende bleibt aber, dass Joh Sarre eine ebenso lebendige wie differenzierte Analyse der Kämpfe um Zugehörigkeit vorgelegt hat, die nubische Einwohner:innen Kiberas gegen anhaltende Diskriminierung und Marginalisierung führen.
[Beate Binder, Zeitschrift für Ethnologie]
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