…und das Ortsbild ins Gesetz?
Judith Sandmeier untersucht in Die Erfindung des Ortsbildes die in den Jahrzehnten um 1900 ausgebildeten Strategien, Praktiken und Methoden und macht am Beispiel verschiedener Ortserhaltungs- und Ortsentwicklungsprozesse lokal wirksame Wertzuweisungen und übergeordnete Leitbilder sichtbar. Sie zeigt, dass Städtebau und Denkmalpflege aus ihrer Beschäftigung mit dem historischen Ort nicht nur fachliche Standards und strategische Instrumente entwickelten, sondern bis heute wirksame Wertmodelle und Verfahrensweisen begründeten. Ein Schlüssel zum Verständnis des interdisziplinären Austausches zwischen Theorie und Praxis sowie zwischen fachlichen Experten und gesellschaftlichen Interessen ist das historische Ortsbild.
Die Arbeit analysiert die Eingrenzung, Ausmalung und Interpretation dieses Leitbildes zwischen 1885 und 1915 anhand von zwölf Beispielorten in Bayern und angrenzenden Räumen. Die vom Kloster bis zur Großstadt reichende Bandbreite zeigt, welche unterschiedlichen Wertzuweisungen mit historischen Orts-, Landschafts-, Straßen- und Platzbildern verbunden werden konnten.